Symposium bringt Expert/innen aus ELSA-Disziplinen und Lebenswissenschaften zusammen


13.03.2024   News


Am 12. März fand im Haus der Universität in Düsseldorf das zweite von und für Nachwuchsforschende organisierte ELSA-Symposium des Stammzellnetzwerk.NRW statt, das sich mit dem Thema „Tierschutz und Stammzellverwendung“ auseinandersetzte.

Fassade Haus der Universität Düsseldorf

Haus der Universität Düsseldorf, Copyright: HHU, Foto von: Sigurd Steinprinz

Die Veranstaltung war bereits das zweite ELSA-Symposium der Veranstaltungsreihe. Deren Ziel ist es, jungen Forschenden aus den Bereichen Philosophie, Sozialwissenschaften und Rechtswissenschaften (ELSA) einen interdisziplinären Austausch zu ermöglichen und Impulse für weitere Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Stammzellforschung sowie damit verwandten Aspekten zu setzen. Die Veranstaltung wird von ELSA-Nachwuchsforschenden selbst organisiert und ist auf diese Weise nah an den aktuellen Forschungsthemen und Bedürfnissen der Teilnehmenden. Wie im Dezember 2022 lagen auch für dieses Symposium Planung und Organisation in den Händen von Alina Omerbasic-Schiliro und Vasilija Rolfes, die für das Thema des Tierschutzes im Kontext der Stammzellverwendung ein spannendes Programm mit einschlägigen Sprechern organisierten. Insgesamt 19 Teilnehmende folgten den sechs Vorträgen und diskutierten die vorgestellten Themen.

Nach einem biomedizinischen Vortrag von Jochen Salber zur 3R-Konkretisierung durch 3D-Biodruck eines xenofreien humanen Knochenmodells verdeutlichte Tade Spranger eindrücklich, welche Probleme sich aus der zunehmenden Regulierungsdichte bei gleichzeitiger Unbestimmtheit bedeutender Rechtsbegriffe unter anderem für die Translation wissenschaftlicher Forschungsergebnisse ergeben.

In den darauffolgenden philosophischen Fachbeiträgen widmete sich zunächst Leonard Dung der Herausarbeitung von Kriterien, welche bei der Beantwortung der Frage herangezogen werden könnten, ob es besser sei, Gehirn-Organoide oder Tiere in der Forschung zu nutzen oder auf beide zu verzichten. Der Vortrag sprach sich für das Vorliegen von Empfindungsvermögen („sentience“) als zentrales Kriterium für die Zusprechung eines moralischen Status und somit zumindest für eine initiale Schutzwürdigkeit einer Entität aus. Frauke Albersmeier hob in ihrem Beitrag grundsätzlichere rationale Inkonsistenzen in der Debatte um die Legitimierbarkeit von Experimenten an Tieren hervor und verwies auf diverse, die Debatte verzerrende Phänomene wie den Gebrauch einer „Rhetorik der Notwendigkeit“ und somit eines problematischen Framings, den Gebrauch eines irreführenden Konzepts von Hilfspflichten sowie eine übersteigerte Emotionalisierung der tierexperimentkritischen Seite in Form des Vorwurfs einer „misanthropischen Tierliebe“.

Beendet wurden die Impulsvorträge aus dem ELSA-Bereich schließlich mit einem Beitrag von Carsten Fluck und Johannes Freise, die in ihrem Beitrag die ethischen Aspekte der Transplantation humaner zerebraler Organoide auf Tiere und die Frage, wie sich die moralphilosophische Debatte prägende Konzepte (wie die sechs Prinzipien der Tierversuchsethik nach Beauchamp und DeGrazia sowie das 3R-Prinzip) im Recht niederschlagen, untersuchten.

Im letzten Abschnitt der Veranstaltung stellte Aljoscha Berve das Mentoring-Programm des Stammzellnetzwerk.NRW vor. Oft mangelt es ELSA-Forschenden, die sich fachlich im Stammzell-Thema positionieren möchten, an biomedizinischem Vorwissen. Auch Biomediziner sind nicht immer mit den aktuellen Forschungsfragen der ELSA-Disziplinen vertraut. Dem möchte das Stammzellnetzwerk.NRW mit seinem Mentoring-Programm entgegenwirken, indem es Nachwuchsforschende aus Biomedizin und ELSA mit Mentor/innen aus dem jeweils anderen Fachbereich zusammenbringt. Diese können bei einem Überblick über die Forschungslage in Ihrer eigenen Expertise unkompliziert Auskunft geben. Die Nachwuchskräfte auf dem Symposium wurden herzlich eingeladen, sich am Mentorenprogramm zu beteiligen. Auf der Klausurtagung des Stammzellnetzwerk.NRW im Mai 2024 wird das Mentoring-Programm außerdem den Gruppenleiter/innen und Professor/innen des Netzwerks vorgestellt werden.

Mit einer Diskussion zu der Verwertung der Ergebnisse der Veranstaltung endet das Symposium. Die Teilnehmer beschließen, die Ergebnisse in einer Sammelpublikation herauszugeben, die im Verlauf des Jahres erstellt werden wird.