Neues Mitglied der AG Ethik-Recht-Sozialwissenschaften


27.03.2017   News


Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister, Lehrstuhl für Moraltheologie, Katholisch-Theologische Fakultät, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 

 

Würden Sie sich und Ihr wissenschaftliches Profil für unsere Leser kurz vorstellen? Als promovierter katholischer Theologe und promovierter Psychologe habe ich seit 2016 an der Universität Bonn den Lehrstuhl für Moraltheologie (Theologische Ethik) inne. Diese Disziplin befasst sich mit Grundfragen der Theorie der Ethik sowie mit Fragen der Lebensethik und der Beziehungsethik. Darüber hinaus beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit Fragen der (bio-)medizinischen Ethik (u.a. im Rahmen des SFB-Transregio 127 „Biologie der xenogenen Zell-, Gewebe- und Organtransplantation“), mit Grundlegungsfragen der Angewandten Ethik, mit ethischen und wissenschaftstheoretischen Fragestellungen der Moralpsychologie sowie mit Fragen der Bedeutung von Beratungsprozessen für die ethische Reflexion.

 

Was sind Ihre Berührungspunkte zur Stammzellforschung und welche Aspekte des Themas sind für Sie von besonderem Interesse? Berührungspunkte zur Stammzellforschung ergeben sich überall dort, wo Fragen des praktischen Selbstverständnisses des Menschen berührt werden und es um Fragen des verantwortlichen Umgangs mit menschlichem Leben geht.

 

Was sind die großen Herausforderungen, denen sich die Stammzellforschung aus Ihrer Sicht in den nächsten Jahren zu stellen hat?Eine der großen ethischen Herausforderungen wird sicherlich die ethische Frage sein, wie wir mit der Möglichkeit der Reprogrammierung induzierter pluripotenter Stammzellen zu Keimzellen umgehen wollen. Eine andere wird die rechtliche Frage sein, ob die derzeit geltenden Rechtsbestimmungen für die neuen Möglichkeiten und Perspektiven der Stammzellforschung hinreichend sind.

 

Was kann der inter- und transdisziplinäre Dialog, der im Kompetenznetzwerk gepflegt wird, für das Forschungsgebiet leisten? Meines Erachtens, und hier spreche ich als theologischer Ethiker, bietet der inter- und transdisziplinäre Dialog die Chance, dass unterschiedliche Perspektiven auf dieses dynamische und vitale Gebiet der (bio-) medizinischen Grundlagen- und Anwendungsforschung zusammenkommen. Gerade so kann es möglich sein, dass Forschungsbemühungen an die praktischen und gesellschaftlichen Kontexte mit ihren gelebten Moral- und Wertvorstellungen angebunden bleiben und zugleich rückgebunden werden können an grundlegende Orientierungsfragen. Das betrifft den gesellschaftlich-ethischen Diskurs über Fragen des Umgangs mit Krankheit und Gesundheit wie auch über forschungsethische Aspekte; das betrifft aber auch die konkrete Frage nach möglichen Auswirkungen auf das Leben einzelner Menschen oder Gruppen, und die generelle Dimension, wie wir uns als Menschen verstehen; es betrifft ferner die Frage, welche Ordnungsbegriffe und Deutungsmuster zur Klärung dieser Fragen wichtig sind, und schließlich auch Fragen der rechtlicher Regulierung angesichts der bereits vorhandenen und neuen Möglichkeiten der Stammzellforschung.

 

Wenn Sie einen Wunsch mit Bezug auf die Stammzellforschung frei hätten, würden Sie sich wünschen, dass... sich weitere medizinische Erfolge im Tissue Engineering in nicht zu ferner Zukunft einstellen.