Professorin Maria Rüger ist die neue Repräsentantin der Uniklinik Köln im Stammzellnetzwerk.NRW


26.06.2019   News


Im Mai 2019 wurde Frau Prof. Dr. Dr. Rüger in die Vertreterversammlung des Stammzellnetzwerk.NRW als Repräsentantin der Uniklinik Köln gewählt. Wir haben Frau Rüger interviewt, um sie Ihnen näher vorzustellen.

Prof. Dr. Dr. Maria Rüger

Professorin Maria Adele Rüger ist Oberärztin in der Neurologie am Universitätsklinikum Köln und gleichzeitig leidenschaftliche Stammzellforscherin. In ihrer AG Neurale Stammzellen beschäftigt sie sich mit der Mobilisation und Aktivierung endogener neuraler Stammzellen und entwickelt unter anderem nicht-invasive Ansätze, um perspektivisch bei Patienten nach Schlaganfällen die Regeneration durch hirneigene neurale Stammzellen zu stimulieren.

Würden Sie uns Ihr wissenschaftliches Profil kurz vorstellen? 

Meine Arbeitsgruppe beschäftigt sich damit, wie man hirneigene neurale Stammzellen zur Verbesserung von Regeneration im Gehirn nutzen kann. Diese endogenen Stammzellen sind auch beim Menschen noch lebenslang im Gehirn nachweisbar, aber sie tragen dort im Erwachsenenalter nicht mehr viel zur Regeneration bei, zum Beispiel wenn akute Schädigungen wie ein Schlaganfall oder eine traumatische Hirnverletzung auftreten. Auch bei neurodegenerativen oder chronisch-entzündlichen Hirnerkrankungen erschöpfen sich ihre regenerativen Fähigkeiten leider im Verlauf. Wir versuchen zu verstehen, ob man diese hirneigenen, also vor Ort vorhandenen und mit allen entsprechenden Fähigkeiten bereits ausgestatteten Stammzellen irgendwie motivieren kann, wieder Regeneration zu betreiben. Das kann nicht nur durch die Bildung neuer Neurone geschehen, wichtig sind auch trophische Faktoren der neuralen Stammzellen, die sekundäre Degeneration verhindern, Plastizität und Remyelinisierung fördern und schädliche Aspekte inflammatorischer Prozesse unterdrücken. Wir untersuchen hierfür sowohl pharmakologische Strategien als auch die nicht-invasive Hirnstimulation, etwa mittels schwachem Gleichstrom durch transkranielle Gleichstromstimulation (transcranial direct current stimulation, tDCS).

Sie kennen den Alltag als Klinikerin und als Forscherin. Zur Überführung von Forschungsergebnissen aus dem Labor zur Anwendung am Patienten ist eine enge Zusammenarbeit beider Bereiche notwendig. Wo sehen Sie die großen Herausforderungen hierbei? Kann dieser Prozess beschleunigt werden? 

In der Neurologie, besonders in der Schlaganfallforschung, kennen wir die Schwierigkeit, Daten aus den Grundlagenwissenschaften in die Klinik zu übertragen, wir sprechen vom „translational roadblock“. Das hat verschiedene Gründe, die natürlich auch in der Komplexität des menschlichen Gehirns liegen und den hierfür einfach fehlenden Modellsystemen. Wichtig ist hier ganz besonders, die grundlagenwissenschaftlichen Vorarbeiten sorgfältig und umfassend zu leisten und nicht zu schnell in die Klinik zu drängen, sobald es ein einzelnes positives Ergebnis gibt. Damit kommt präklinischen Studien in experimentellen Modellen eine große Rolle zu, die so wie klinische Studien am Menschen am besten auch multizentrisch und randomisiert erfolgen sollten. Um so etwas auf die Beine zu stellen, bedarf es entsprechender Netzwerke und Forschungsverbünde, auf diese Weise kann uns also das Stammzellnetzwerk.NRW unterstützen.

Was kann der inter- und transdisziplinäre Dialog, der im Stammzellnetzwerk.NRW gepflegt wird, für das Forschungsgebiet leisten?

Das Stammzellnetzwerk-NRW bringt Wissenschaftler verschiedener Hintergründe zusammen, damit durch diesen Austausch neue Ideen entstehen und Kooperationen gefördert werden. Das ist wichtig, um langfristig nachhaltige wissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren.

Was raten Sie Nachwuchswissenschaftler/innen?

Lassen Sie sich von Rückschlägen bei den Experimenten nicht entmutigen – auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen passiert selten alles wie geplant. Wenn Sie noch ganz am Anfang stehen: Suchen Sie sich ein Labor mit guter Betreuung, das Sie motiviert. Später: Kümmern Sie sich mit um Ihre jüngeren Kollegen, um Ihre Begeisterung für die Wissenschaft weiterzutragen.

Was ist an Ihrem Berufsleben besonders interessant?

Ich bin – wie viele deutsche Hochschulmediziner – sowohl in der Forschung als auch in der Klinik aktiv. Das ist zum einen eine organisatorische Herausforderung, aber dabei auch eine großartige Chance, da man Grundlagenforschung trotzdem anwendungsbezogen gestalten kann.

Wenn ich einen Wunsch mit Bezug auf die Stammzellforschung frei hätte, würde ich mir wünschen, dass…

…die Grundlagenforschung, die noch vor einer Translation in die Klinik steht, ebenso viel Beachtung findet wie klinische Studien am Menschen. 

Was ich demnächst außerhalb der Wissenschaft noch machen will ...

Mit meinem Mann und unseren zwei Kindern in den Sommerurlaub nach Skandinavien fahren.
 

Erfahren Sie mehr zur Forschung von Frau Prof. Rüger in ihrem Forschungsprofil.