Über ganz NRW verteilt öffneten sechs verschiedene Institute ihre Türen für interessierte Schüler/innen im Rahmen des europaweiten Stammzelltags. Insgesamt nahmen über 150 Schüler/innen aus den Fachbereichen Biologie und Philosophie an dem Angebot teil.
Der europaweite Aktionstag zur Stammzellforschung fand dieses Jahr bereits zum 10. Mal statt. Deutschland beteiligte sich zum dritten Mal mit verschiedenen Angeboten, von denen viele in NRW stattfanden und von den Mitgliedern des Kompetenznetzwerks Stammzellforschung NRW ausgerichtet wurden. Ziel des UniStem Day, der gemeinsam mit dem German Stem Cell Network (GSCN) organisiert wird, ist es das an den Schulen vermittelte Wissen zu Fragen der Stammzellforschung zu vertiefen, Einblicke in die Forschungspraxis zu ermöglichen und die Neugier von Schülerinnen und Schülern zu wecken.
An der Ruhr-Universität Bochum ging das Programm direkt über zwei Tage und stand unter dem Motto „Stammzellen – Alleskönner oder Teufelszeug?“. Nach einer Begrüßung durch Prof. Andreas Faissner beschäftigten sich 50 Oberstufenschülerinnen und -schüler aus Bochum, Essen und Recklinghausen mit der biomedizinischen Forschung an Stammzellen. Im Labor mikroskopierten sie Stammzellen, lernten die Unterschiede zwischen verschiedenen Stammzelltypen kennen und konnten sogar selbst ein Pluripotenz-Markergen in humanen induzierten pluripotenten Stammzellen nachweisen. Am zweiten Tag setzen sich die Schüler/innen mit der ethischen Beurteilung der Stammzellforschung auseinander. Erste Impulse dazu gab der Philosoph Prof. Klaus Steigleder durch eine Vorlesung, in deren Anschluss sich die Schüler/innen in Kleingruppen und unter Anleitung von erfahrenen Wissenschaftler/innen mit ethischen Fragestellungen zu verschiedenen Stammzelltypen auseinandersetzten. Den Abschluss des zweiten Tages bildete eine interdisziplinäre Podiumsdiskussion, bei der die Schüler/innen Prof. Klaus Steigleder (Philosoph), Dr. Jaqueline Reinhardt (Biologin), Prof. Stefan Wiese (Biologe) und Dr. Gudrun Kordecki (Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen) mit ihren kritischen Fragen zur Stammzellforschung löcherten.
Am Essener Uniklinikum gab Prof. Dr. Peter Horn, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin den teilnehmenden Schülerinnen zunächst einen Überblick über den aktuellen Stand der Stammzellforschung. Mit dem neu erlernten Wissen im Hinterkopf besuchten die Schülerinnen anschließend unter Anleitung von Dr. Verena Börger jede Arbeitsgruppe am Institut, erfuhren mehr über die jeweiligen Forschungsschwerpunkte und durften auch selber Hand anlegen. Besonders spannend fanden die Schülerinnen, dass es bereits möglich ist, künstliches Blut aus Stammzellen zu gewinnen.
Der Lehrstuhl von Frau Prof. Edda Tobiasch an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hatte auch in diesem Jahr ein experimentelles Angebot für die Schüler/innen vorbereitet. Nach einer theoretischen Einführung in die Stammzellbiologie konnten die Schüler/innen anschließend unter Anleitung des Biologen Patrick Babcyzk die Differenzierung adulter Stammzellen am Mikroskop beobachten und die osteogene Differenzierung mittels Färbung nachweisen.
In Bonn gab es am UniStem Day sogar drei verschiedene Angebote. Am Institut für Wissenschaft und Ethik der Universität Bonn lag der Fokus auf aktuellen Therapiemöglichkeiten mit Stammzellen und dem Umgang mit ungeprüften Therapien. Martin Heyer gab einen Überblick über bisher zugelassene Therapien mit Stammzellen, z.B. nach Hautverbrennungen oder bei Leukämie und ging anschließend vor allem auf den sogenannten „Stammzell-Tourismus“ ein. Die damit verbundene Hoffnung und Verantwortung sowie die ethischen Fragen diskutierten die Schüler/innen anschließend mit Prof. Bert Heinrichs.
Unter dem Motto „Babys aus Hautzellen? Zukunftsperspektiven der iPS Technologie“ stand das Angebot am Moraltheologischen Seminar der Universität Bonn. Barbara Adveny-Regnery stellte die medizinischen Möglichkeiten von induzierten pluripotenten Stammzellen in der Reproduktionsmedizin dar und diskutierte mit einem Philosophie-Leistungskurs anschließend medizinische Perspektiven und damit verbundene ethische Fragen.
Auch am Universitätsklinikum Bonn fanden Angebote für Oberstufenschüler/innen im Rahmen des europaweiten Stammzelltags statt. Am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie erhielten die Schüler/innen eine Einführung in die Stammzellbiologie und wurden u.a. über die Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen informiert. Eifrige Diskussionen, ein Stammzellquiz, die Besichtigung der Labore und ein UniStem Day Conference Call standen außerdem auf dem Programm. Prof. Oliver Brüstle, Vorstandsvorsitzender des Kompetenznetzwerks Stammzellforschung NRW, war ebenfalls vor Ort und begrüßte die Schüler/innen persönlich.
Dank des Engagements der Wissenschaftler/innen an den verschiedenen Instituten war der europaweite Stammzelltag in NRW auch in diesem Jahr wieder ein großer Erfolg und konnte bei vielen neugierigen Schüler/innen das Interesse an Stammzellforschung wecken.